Schwester Rahel

Samstag, September 03, 2005

Gebet

Psalm 65, 2.
Du erhörst Gebet (wörtlich: Du Hörer des Gebets).

Das ist einer der wunderbarsten Namen Gottes: Hörer des Gebets. Wenn Er das nicht wäre - was sollten wir machen? Aber nun dürfen wir es erfahren, daß Er unser Gebet hört und erhört.

Ach, daß bei so vielen, vielen heutzutage das Beten so aus der Mode gekommen ist! Sie meinen, es nutze ja doch nichts, es sei verlorene Zeit. Es sei ganz unmöglich, den Arm der Allmacht Gottes in Bewegung zu setzen. - So kann nur jemand sprechen, der noch nie recht gebetet hat.

"Ich bin noch immer mit dem Beten reingefallen," sagte einmal ein junger Offizier seinem gläubigen Onkel, der ihn fragte: "Sag mal, betest du eigentlich?" -"Ja, dein Gebet wird auch danach gewesen sein," meinte der Onkel. "Du denkst, es geht damit so, wie du deinem Burschen sagst: Hol mir ein Glas Bier! Ebenso könntest du zu Gott sagen: Ich brauche heute hundert Mark, um mir einen vergnügten Abend zu machen-und dann denkst du, das müsse Gott sofort tun. So geht es freilich nicht!"

Wenn da ein verlorener Sohn das Vaterhaus verlassen hat, obendrein noch, nachdem er einen Griff in des Vaters Kasse tat, und dann aus der Ferne nach Hause schreibt: "Vater, ich brauche sofort Geld" -wird ihm der Vater das schicken? Gewiß nicht, sondern er wird antworten: "Komm erst einmal nach Hause, daß wir über dein voriges Leben miteinander sprechen können. Danach wollen wir über diese Sache reden." Zuerst muß die Sache zwischen Sohn und Vater geordnet sein, ehe der Vater die Bitten des Sohnes berücksichtigt.

So ist es auch mit dem Gebet. Zuerst muß die Menschenseele zu Gott heimgekehrt sein aus der Welt und der Sünde; zuerst muß man wissen: Meine Sache mit Gott ist in Ordnung, dann kann man es erfahren, daß Gott ein Hörer des Gebets ist. Aber dann erfährt man es auch so wunderbar und so reichlich, daß das ganze Leben eine Kette von Gebetserhörungen ist. Kinder Gottes, die es gelernt haben, daß glauben: mit Gott rechnen heißt, die wissen auch, daß beten: nehmen ist. Deren Leben ist ein Leben des Gebets. Es ist nichts, was sie ihrem Gott nicht zutrauen und von Ihm erwarten könnten. Und es geschieht dann nach ihrem Glauben.

O daß dein Leben auch davon Zeugnis ablegen möchte, daß Gott ein Hörer des Gebets ist! Er ist heute noch derselbe Gott wie in den Tagen eines Abraham und eines Elia. Es fragt sich nur, ob du von Ihm dasselbe erbittest und erwartest.
© E.Modersohn